Aber weiter im Text:
Gerden, 13.13. 1089
Nachdem ich zu der späten Stunde, zu der wir Gerden gestern erreichten, nicht mehr zum Erzmagier vorgelassen wurde, suchte mich heute morgen wie angekündigt Meister Balan in Begleitung zweier Gardisten auf, um meinen Bericht vertraulich zu erhalten. Zufällig zur gleichen Zeit erschienen auch Herr Balorek und Cheleos, so dass ich die kleine Gesellschaft in das Kaminzimmer führte.
Als ich also meinen Bericht begann, da wurde Cheleos unruhig und raunte mir zu, ich würde uns alle in Gefahr bringen, so ich denn weiterspräche. Unbeirrt und meiner Pflichten gegenüber der Gilde bewusst setzte ich aber meine Erzählung fort, jedoch störte Cheleos weiterhin meinen Bericht, so dass ich diesen schließlich unterbrach und Cheleos vor die Tür bat. Dort teilte er mir mit, dass er den Dämon unter uns entdeckt habe, denn als Träger des schwarzen Rings, den wir für unsere Suche vom Sohne Samaels erhalten hatten, hatte er die wahre Gestalt eines der "Gardisten" erkannt, was ein scneller Suchzauber bestätigte. Also kehrte ich ohne Cheleos zurück und wiegelte meinen Bericht ab, indem ich die Leiche des Spähers eingehend beschrieb und anhand die Anwesenheit einer schrecklichen Bestie im Dunklen Hrag nahelegte, die wahren Ereignisse unter den Ruinen jedoch verschwieg.
Als sich Meister Balan also verabschiedete, machten sich Herr Balorek und Cheleos auf, um Vorbereitungen für unser weiteres Vorgehen zu treffen, während ich den Tempel aufsuchte, um den Beistand der Götter zu erbeten. Dort machte ich eine interessante Begegnung:
Ich war schon längere Zeit in das Gebet vertieft, als jemand sich näherte und mich fragte, ob es mir etwas ausmachte, dass er sich neben mich setzte. Als ich ihn betrachtete, sah ich die weißen Augäpfel eines scheinbar blinden Mannes, jedoch bewegte er sich mit der Sicherheit eines Sehenden und so antwortete ich höflich, ich seie sowieso gerade im Begriff zu gehen, denn dieser Mann war mir nicht geheuer. Er bat mich jedoch zu bleiben, tatsächlich wolle er mit mir sprechen, er sei ein Freund von Cheleos und zur Bestätigung nannte er mir heimlich seinen Namen: Alja'Kiadrik. Das musste er also sein, dieser vielfach erwähnter Freund von Cheleos...
Als wir also alle wieder im Hause Floras versammelt waren, berichtete Cheleos seinem Freund ausführlich was sich zugetragen hatte. Nachdem dieser aufmerksam gelauscht hatte, verlangte er den schwarzen Ring zu sehen, den Cheleos immer noch am Finger trug. Er sprach auch einen mir unbekannten Zauber, woraufhin sich aus dem Ring eine Art dunkler Rauch erhob, der nahezu menschliche Formen annahm. Alja'Kiadrik zufolge handelte es sich dabei um einen niederen Dämon, einen sogenannten Schemen. Er hat die besondere Fähigkeit, die wahre Gestalt der Dinge sehen zu können, und gebunden an diesen Ring verlieh er seinem Träger genau diese. Allerdings, so fuhr Alja'Kiadrik fort, sei er immernoch an seinen Meister gebunden, welcher somit stehts durch die Augen des Trägers seine Umgebung wahrnehmen könne. Dieser Umstand war es auch, der ihn dazu bewog, den Schemen zu bannen. Während dese Bannrituals sollten wir den genauen Aufenthaltsort des Dämons herausfinden, doch mir war der Gedanke nicht geheuer, die schützende Anwesenheit Alja'Kiadriks zu verlassen, und da man ihm anscheinend vertrauen konnte und er wohl am ehesten dazu befähigt war, jene in seiner Umgebung zu schützen, verlieb ich im Hause Floras.
Eine schier unendlich lange Zeit voll von anderweltlichen Schreien und starker Magie in der Luft später kam Alja'Kiadrik hinunter in die Küche, wo ich das Ende seines Werkes abgewartet hatte, woraufhin ich die Zeit nutzte, die wir auf die anderen warteten, um ihn mit Fragen zu löchern, die er mir alle geduldig beantwortete. Er erzählte mir davon, wie er durch die Lande gereist sei zu der Zeit, als das Alte Reich beinahe die gesamte Ebene überdeckte und der erste unserer Vorfahren Fuß auf Liandris setzte. Auch erklärte er mir, dass seine scheinbar blinden Augen mehr sähen, als jeder Sterbliche jemals sehen würde, und wie auch seine Langlebigkeit ein Geschenk Iatrias selbst seien, eine Gabe seinen großen Taten den Göttern zu Ehren zur Entlohnung. Es fällt mir noch immer schwer, seinen Worten Glauben zu schenken, doch es umgibt ihn ohne Zweifel eine Aura großer Macht...
In der Zwischenzeit hatten Herr Balorek und Cheleos interessante Informationen besorgt: Der Dämon, den wir jagten, ein sogenannter Gestaltwandler, überwältigt seine Opfer, um ihre Gestalt anzunehmen und sich an seiner Pein zu laben, und entledigt sich seiner erst, wenn er sich ein neues Opfer gesucht hat. Bis dahin imitiert er das Leben des Opfers so genau wie möglich, um nicht aufzufallen. Also mussten wir nur herausfinden, wie der Gardist, der das Opfer des Dämons geworden war, hieß und wo er wohnte.
Unter einem Vorwand suchte ich Meister Balan auf und kurz darauf wussten wir, dass wir auf der Suche nach einem Mann namens Iberion waren. Er hatte sich um die Mittagszeit krank gemeldet und so suchten wir sein Haus auf, wo "er" uns die Tür öffnete. Mit vereinter Kraft gelang es uns ihn zu überwältigen und Herr Balorek macht seiner unheiligen Existenz mit einem beherzten Schlag ein Ende.
Beinahe wundere ich mich, dass es am Ende so glatt lief, aber ich bin nur noch froh, dass dieser lange und erschöpfende Tag endlich sein gutes Ende gefunden hat.